Neustart: P wie Produktivität und Považská

Obwohl es die Mareiner SK in Považská Bystrica – sie produziert dort unsere Designplatten – erst seit 2018 gibt, ist die kurze Geschichte unseres Werkes in der Slowakei schon eine sehr bewegte. Seit Mai läuft die Produktion an einem neuen Standort, den wir ganz nach unseren Vorstellungen und Notwendigkeiten nahe der Stadt an einer stark befahrenen Durchzugsstraße gebaut haben. Mareiner-Projektleiter Markus Kogler-Krampl erzählt, wie es dazu gekommen ist.

Brettgeschichten: Deine Frau unterstellt dir im Spaß hin und wieder, dass du eine Geliebte in der Slowakei haben musst, weil du jede Woche zwei Tage dort verbringst.
Markus Kogler-Krampl: Geliebte stimmt nicht ganz; Baby trifft es besser. Und dieses Baby ist unsere Plattenproduktion in Považská Bystrica, die ich seit Oktober 2019 begleiten darf.
Inzwischen hast dort schon zum zweiten Mal geholfen, die Produktion startklar zu machen.

Wie das?
M: Der ursprüngliche, durchaus gescheite Plan war, unsere erste Halle in der Robotnícka 2779 durch die Zusammenlegung mit einer benachbarten Halle zu vergrößern, um so Platz für eine Kapazitätserweiterung, den geplanten Holzmarkt und den Schauraum zu bekommen. Doch das war mit dem Vermieter auf einmal schwieriger, als es zunächst ausgesehen hat. Deswegen haben wir uns entschieden, selbst etwas Neues zu bauen.

Wie ist es euch auf Herbergssuche gegangen?
M: Besser als Maria und Josef in Bethlehem, aber es hat auch seine Zeit gedauert. Für ein Grundstück auf einem Gewerbegebiet habe ich schon Pläne zu zeichnen begonnen, obwohl es infrastrukturell entgegen der Zusagen noch nicht aufgeschlossen war. Als klar war, dass wir auf Strom, Wasser und Kanal noch unbestimmte Zeit warten müssen, haben wir das Projekt abgeblasen. Fündig geworden sind wir durch einen mit unserem umtriebigen Geschäftsführer Peter Meier befreundeten Unternehmer aus Považská. Er hat uns eine Fläche mit allen erforderlichen Anschlüssen und Genehmigungen angeboten. Peter Meier hat vermutlich mehr als das zum Gelingen beigetragen.
Ohne Peter würde es den neuen Standort nicht geben. Er hat enorm viel Zeit in die Suche investiert, den Kauf über die Bühne gebracht und seine unzähligen Kontakte für das Projekt eingespannt.

Produktionsleiter Miroslav Hunana und Geschäftsführer Peter Meier mit den Einrichtungsplänen für das Büro. © Andreas Balon

Zurück zum Grundstück: Konnte man darauf sofort bauen?
M: Nein, da waren noch einige Unternehmen eingemietet, die ihrem Tagwerk in Blechbaracken nachgegangen sind. Die letzten Mietverträge sind im Juni letzten Jahres ausgelaufen. Gleich im Juli haben wir mit der Räumung, Verdichtung und Baufertigmachung der Parzelle begonnen.

Selber?
M: Die Arbeiten hat die heimische Baufirma Oxa durchgeführt, die sich als sehr professionell und zuverlässig erwiesen hat. Peter Meier hat mit seiner einschlägigen Erfahrung als Bauunternehmer und dem entsprechenden technischen Knowhow die Bauaufsicht übernommen und Sorge dafür getragen, dass alles plangetreu und fehlerlos ausgeführt wird. Um die Außenhülle von Produktionshalle und Office mit Holzmarkt und Schauraum haben sich die Projektplaner von Oxa gekümmert; ich habe das Innenleben der Halle mitsamt der maschinellen Ausstattung geplant. Meine Entwürfe sind dann noch einmal von den slowakischen Partnern geprüft worden, damit sie auch allen nationalen Sicherheits-, Arbeitssicherheits- und Brandschutzbestimmungen entsprechen.

Worauf hast du beim Planen geschaut?
M: Auf einen vernünftigen Arbeits- und Produktionsfluss. Die alte Halle war ein Provisorium, in dem wir an manchen Stellen übers Eck arbeiten mussten. Weil es keine Lagermöglichkeiten gegeben hat, sind uns Rohmaterial und Fertigware im Weg gewesen. Jetzt haben wir eine durchgehende Linie von dem Punkt, an dem das Rohmaterial angeliefert wird, bis zum anderen Ende, an dem sich die fertigen Platten aus der Fertigung verabschieden. Nichts muss zweimal angegriffen, umgehoben oder sonstwie überflüssig bewegt werden.

Wie groß ist das Ganze?
M: Wir halten bei 3.800 Quadratmetern für Fertigung, Lager und unsere Werkstischlerei.

Eine Tischlerei gibt es auch?
M: In der bauen wir mit zwei hauseigenen Tischlern im Kundenauftrag Möbel und Möbelfronten aus unseren Platten. Bis der Budgetplan umgesetzt und alles an Hardware da ist, werden auf der Waag noch ein paar Kubikmeter Wasser hinunterfließen. Daher können wir leider noch gar nicht alle Aufträge annehmen. Was natürlich schon ein wenig wehtut.

Apropos wehtun: Verspürt ihr in der größeren Halle Wachstumsschmerzen?
M: Keine, die durch die Vergrößerung selbst entstanden wären. Aber durchaus einige Beschwerden infolge der Übersiedelung unserer Produktion von A nach B, die logischerweise mit einem zweiten Neustart in Považská verbunden war.

Der Trainer mit seiner Mannschaft: Markus Kogler-Krampl und seine slowakischen Kollegen. © Andreas Balon

Wie kann man sich das organisatorisch vorstellen?
M: Als durchaus anspruchsvoll. Du kannst eine laufende Produktion nicht abdrehen, über Nacht woanders neu aufbauen und in der Früh wieder frisch in Betrieb nehmen. Das geht nur in einem längeren Übergangsprozess: Du produzierst auf einer Maschine vor, was nur geht, übersiedelst sie dann und machst sie am neuen Standort startklar, damit sie dort so schnell wie möglich wieder in Betrieb gehen kann.

Wie lange hat das summa summarum gedauert?
M: Fast zwei Monate statt der geplanten vier Wochen. Und wenn ich nicht auf die Unterstützung unseres Maschinenbauingenieurs Tomas Hazer zählen hätte können, hätte ich vermutlich vorübergehend nach Považská ziehen müssen. Ich bin sehr froh, dass er im Laufe des Projekts fix bei uns eingestiegen ist und bereits die Automatisierung unserer Produktion in Schlierbach projektiert. Er hat bei der Planung und Einrichtung des Maschinenparks in der neuen Halle nicht nur einen großen Beitrag bei der Planung geleistet, sondern mit seinem handwerklichen Geschick auch zahlreiche Montagearbeiten in Eigenregie durchgeführt.

Seit wann läuft alles so, wie du es dir vorstellst?
M: Im neuen Werk arbeiten wir seit Anfang Mai. Nach erwartbaren Anfangsschwierigkeiten sind wir in der Produktion wirtschaftlich schon im grünen Bereich. Was nicht heißt, dass es nicht noch besser ginge: Der Produktionstagesschnitt soll von 180 bald auf 280 Quadratmeter steigen. Da ist auch unser neuer Produktionsleiter Miroslav Hunana gefordert, der zwar nicht aus der Holzbranche kommt, aber einen ausgeprägten Sinn für Effizienz hat und schnell lernt.

Bevor es in die Presse geht, ist Millimeterarbeit gefragt. © Andreas Balon

Ein Neubau in so einer Größenordnung ist immer ein teurer Spaß. Würdest du sagen, dass sich dieses Vergnügen gelohnt hat?
M: Auf jeden Fall. Von der Auslegung her sind wir jetzt für einen Zweischichtbetrieb gerüstet. Wir stocken unsere Belegschaft laufend auf und können jetzt dank einer zweiten Presse nicht nur mehr produzieren, sondern auch technisch noch einmal ein gutes Stück besser. Da handelt es sich zwar um Features, die den meisten Kunden gar nicht auffallen werden, aber wir sind trotzdem sehr zufrieden mit dem großen Qualitätssprung nach oben und nach vorne. Freude bereitet uns auch die neue Dünnbandsäge, dank der wir die Lamellen für die Platten jetzt an Ort und Stelle schneiden können und kein Vormaterial aus Sankt Marein mehr brauchen.

Wie sieht es mit Holzmarkt und Co aus?
M: Das dreistöckige Gebäude für Büro, Markt und Schauraum sollte rund um den Erscheinungstermin dieser Magazinausgabe auch innen voll eingerichtet sein.

Die Lage an der Umfahrungsstraße ist vermutlich kein Standortnachteil.
M: So ist es. Wir sind direkt an der alten Land- bzw. Bundesstraße parallel zur Autobahn. Daher haben wir hier eine hohe Frequenz, die für uns umso attraktiver ist, als nebenan ein Baustoffmarkt sein Geschäft betreibt. Wer hierher fährt, kann also gleich zwei Hand- und Heimwerkermärkte auf einmal aufsuchen.

Im Erdgeschoß ist Platz für Holzmarkt und Schauraum, darüber wird Büroarbeit verrichtet. Und produziert wird hinten bzw. nebenan. © Toni Muhr

Aber für die Kollegen in der Produktion ist die Lage vor den Toren der Stadt wahrscheinlich weniger attraktiv, Stichwort Essen.
M: Sogar hier draußen gibt es zwei der typisch slowakischen Arbeitergasthäuser mit günstigen Menüs, aber unsere Leute gehen kaum dorthin, sondern wärmen sich lieber mitgebrachtes Essen auf.

Das ist in Sankt Marein und Schlierbach nicht anders. Gibt es auch sonst Parallelen zwischen den Standorten?
M: Nur, was unsere Produktionsstandards betrifft. Wer unsere Werke in Sankt Marein und Schlierbach kennt, wird vielleicht sogar ein bisschen schockiert von dem in Považská sein: Das ist eine cleane, straighte und moderne Produktionshalle. Ohne den rustikalen Charme, wie ihn unsere Standorte in der Steiermark und in Oberösterreich haben. Doch dafür sind die Arbeits- und Produktionsbedingungen absolut top.